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Gastbeitrag von Dr. Daniel Mullis

Verunsicherung und Unruhe sind Folge der Krisen der letzten fünfzehn Jahren. Die Zukunft ist ins Wanken geraten und die Menschen suchen nach Halt in haltlosen Zeiten. Sie finden ihn in der imaginierten Normalität der vergangenen Aufstiegsgesellschaft. Es ist eine Vergangenheit ohne lästige Klimakrise und Transformationsdruck, sie ist homogener und klarer strukturiert. Das ist es, was die AfD mit ihrem Kulturkampf, mit ihrem Versprechen „Deutschland. Aber normal!“ politisiert und mit dem sie Menschen emotional beheimatet. Damit bindet sie Menschen über politische Grenzen hinweg an sich, und das ist auch der Grund, warum beides, der Kulturkampf der Unionsparteien und die Hoffnung, dem Aufstieg der Rechten mit Aufklärung zu begegnen, in die Sackgasse führen.

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[–] rainynight65@feddit.de 21 points 1 year ago (2 children)

Um mit Anhängern der AfD zu sprechen und sie zu verstehen, ist es wichtig, ihre Ängste und Sorgen ernst zu nehmen.

Das ist schwierig, weil diese Ängste und Sorgen oft nicht in der Realität basieren, sondern ein Ergebnis systematischer Hetzerei und Angstmache sind.

Wie können Gesellschaften sicherstellen, dass alle Bürger sich gehört und repräsentiert fühlen, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung?

Auch das ist schwierig. Z.B. ist es oft so, dass, wenn Minderheiten gleiche Rechte bkommen sollen, sich Menschen davon bedroht fühlen und Angst haben, dass ihnen selbst Rechte entzogen werden, auch wenn das gar nicht so ist. Ich habe auch in verschiedenen Foren Wortmeldungen gelesen, die sich darüber beklagten, dass 'konservative Wertvorstellungen' zurückgedrängt würden. Das ist zum einen faktisch falsch, es hindert sie ja keiner daran, nach diesen Werten zu leben. Zum anderen ist es ja auch so, dass historisch viele Menschen unter diesen Werten leiden mussten (womit wir bei der idealisierten Vergangenheit wären). Das ist diesen Leuten aber entweder nicht bewusst, oder sie verdrängen es absichtlich. Es soll ein selbstinklusives Bild des 'Normalen' geschaffen werden, in das aber auch nur passt, was einem selbst gefällt.

Mit faktischer Diskussion kommt man dem nicht bei, denn diese Reaktionen und Ängste sind nicht faktenbasiert, sondern emotional.

[–] moitoi@feddit.de 8 points 1 year ago (1 children)

Das ist schwierig, weil diese Ängste und Sorgen oft nicht in der Realität basieren, sondern ein Ergebnis systematischer Hetzerei und Angstmache sind.

Ich verstehe es nicht so. Es heiss wir sollen die Anhänger sprechen lassen wie in eine Sprechstunde, wie bei den AA. Das hilft, um die Motivation von den Anhänger zu verstehen. Wenn's man weiss warum, können wir eine Lösung bauen. Im Gegenteil, schiessen wir immer wieder ins blauen.

Ja, die Anhänger glauben ausser die Realität. Aber es muss nicht bedeuten, dass wir die nicht zuhören kann und die helfen. Weil ohne Sprechstunde, ohne Zuhören und einfach sagen es ist nicht die Realität, haben wir diesen Leuten schon verloren.

[–] rainynight65@feddit.de 1 points 1 year ago

Ich habe nicht gesagt, dass man ihnen nicht zuhören soll.

[–] bremen15@feddit.de 5 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

du hast recht. Diskussion nur mit fakten ist hier falsch. es muss glaube ich eher eine art therapeutisches Gespräch (oder eher viele) gefüht werden, in dem es um Gefühle (wie Ängste), Identität, Werte etc geht. Bei Ängsten können dann fakten auch mit spielen ("Aber guck mal hier, es stimmt garnicht dass 98% der Ausländer nur sozialleistungen wollen! Die wollen auch, genau wie du, für ihre Familie sorgen.")