this post was submitted on 20 Jun 2023
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Afrikanische Länder haben ein Problem mit einer überproportionalen Verteilung der jüngeren Altersklassen.
Europäische Länder haben ein Problem mit einer überproportionalen Verteilung der älteren Altersklassen.
Und deine Lösung ist es Anreize in Form eines Bankenwesens zu schaffen, damit die jungen Menschen in Afrika bleiben?
Wäre gezielte Einwanderung, vereinfachte Anerkennung ausländischen Berufsausbildungen sowie Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge nicht ein Benefit für uns?
Es ist grundsätzlich nicht die schlechteste Idee die demographischen Probleme durch Einwanderung abzufedern. Es ist an der Stelle natürlich fraglich, ob man die Sicherungssysteme auf der Basis einer wachsenden Erwerbsbevölkerung aufbaut. Das ist ein anderes Thema.
Nein, das zielt darauf ab, dass die Geburtenexplosion in Afrika aufgehalten werden muss. Und Abwanderung hat da eine Ventilfunktion. Nachkommen in großer Anzahl haben dort eine Vorsorgefunktion, etwas, was ein funktionales Finanzwesen besser leisten könnte.
Das wird uns seit vielen Jahren erzählt und ja, das wäre schön. Die Realität sieht aber so aus, dass es Integrationsprobleme auf den Arbeitsmarkt und der Gesellschaft gibt, eben jene Probleme wie im Spiegel-TV-Beitrag dokumentiert. Und selbst wenn es so käme wie gewünscht, wäre das zum Nachteil der Volkswirtschaften aus denen diese Menschen abwandern.
Knapp 40% der afrikanischen Bevölkerung sind gläubige Muslime, da ist ein funktionales Finanzwesen mit Krediten und Rentenversicherungen extrem schwierig überhaupt zu implementieren.
Du machst es dir halt sehr einfach, indem du "Integrationsprobleme auf dem Arbeitsmarkt" gleichsetzt mit Clankriminalität (siehe deine Linkeinreichung).
Naja, wir werden hier ein riesiges Problem aufgrund der Demografie bekommen. Du kannst dir bei Destatis ein paar Modellrechnungen anschauen, wie sich die Bevölkerung im Erwerbsalter entwickelt. Wir werden ein riesiges Problem bekommen ohne Einwanderung.
Aus persönlicher Erfahrung (Projektleitung, Industrie): Während es vor Jahren bei Prozessoptimierungen vorrangig um eine Steigerung von Effizienz ging, haben die Kunden heute oft den Wunsch, den Mitarbeiter zu ersetzen, weil man den Mitarbeiter nicht mehr hat. Er ist einfach nicht da und man kann den Workload sonst nicht bewerkstelligen. Und da geht es auch nicht um schlecht zahlende Arbeitgeber. Die zahlen überdurchschnittlich zum Teil nach Tarif. Die finden einfach niemanden.
Das ist gut möglich, dass das eine zusätzliche Hürde ist und ich würde das nicht in Abrede stellen. Ich habe allerdings auch die Hoffnung, dass es auch im Islam stärkere Reformbewegungen geben wird. Auch hier spielen vielleicht auch manche westliche Lebenskonzepte als Einflussgröße eine Rolle, "soft power", kulturelle Attraktivität.
Deshalb sprach ich auch von Integrationsproblemen auf dem Arbeitsmarkt und der Gesellschaft. Mit dem ersten Problem kann man sicher umgehen bzw. darauf eingehen und entsprechende Hilfen anbieten. Schwieriger wird es da bei groben Verstößen (Linkseinreichung), denn unser Rechtssystem ist oft gar nicht vergleichbar mit den der Heimatländer und bietet nur wenige Möglichkeiten der Abschreckung. Ich will aber auch nicht in eine Zeit zurück, in der Dieben die Hand abgehackt wird. Einen Rollback sollte es auch hier nicht geben. Soviel zum eigentlichen Thema.
Die Problematisierung einer schrumpfenden Gesellschaft ist mir oft zu einseitig. Innerhalb bestehender umlagebasierter Systeme werden wir sicherlich massive Schwierigkeiten bekommen. Die Vorstellung ist aber geprägt davon, dass es in den letzten 400 Jahren (vom Ende des 30-jährigen Krieges an) eigentlich nahezu immer nur ein Bevölkerungswachstum, ja eine regelrechte Explosion mit Verstädterung und Zersiedelung gab. Muss das ewig so weitergehen? Daneben gibt es auch die Vorstellung vom Degrowth und Kreislaufwirtschaft, die vielleicht auch einflussreicher wird. Ist das vielleicht auch kombinierbar?
Auch sehr interessant, denn ist es nicht auch Ziel von Automatisierungen die menschliche Arbeitskraft zunehmend abzulösen? Und selbst wenn wir weiteren Bedarf nach Arbeitskräften haben, beziehen wir diese nicht primär aus dem europäischen Ausland?
Weiterhin höre ich gelegentlich von der These, dass China eine ähnlich schlechte Demographie hat und irgendwann seine Aufgabe als Werkbank der Welt an Afrika übergeben könnte. Afrika hat ein riesiges Potential an Arbeitskraft und könnte für diesen Schritt zur Eingliederung einer arbeitsteiligen Globalisierung in wenigen Jahrzehnten relevant werden. Ich will diesen Kontinent zumindest nicht abschreiben.
Jetzt haben wir viele Themen angerissen... :)