this post was submitted on 06 Jul 2023
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Zitat:

Nein. Radikal wäre, das Elterngeld endlich sozial-gerecht zu machen. Warum ist die Fürsorge der einen Frau für ihr Baby gar nichts wert und die der anderen 1800 Euro? Aber nicht nur der Staat muss umdenken – Mütter und Frauen mit Kinderwunsch müssen es auch.

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[–] squaresinger@feddit.de 10 points 1 year ago (22 children)

Mit der Grundthese hat sie ohne Frage recht. Bei ihrem Querschläger muss ich allerdings sagen, da hat sie sich etwas verrannt:

In den unteren Lohngruppen ist das tatsächlich ein Problem, in den hohen Lohngruppen behaupten viele Väter zwar, das Geld würde dann nicht reichen, aber im Kern ist das vorgeschoben, denn für gutverdienende Familien wäre es kein Problem, für die Elternzeit zu sparen oder den eigenen Lebensstandard zu hinterfragen. Für Paare mit gutem Haushaltseinkommen ist die paritätische Elternzeit längst eine Frage des Willens. [...]

Die wirksamste gesellschaftliche Maßnahme wäre sicherlich, dass Frauen aufhören, ihre Kinderwünsche an Personen zu knüpfen, die sich nicht gleichberechtigt kümmern wollen, und Einkommensgefälle für unglückliche Zufälle halten, statt sie als veränderbare Machtstrukturen zu erkennen – und zu bekämpfen.

Die wirksamste gesellschaftliche Maßnahme wäre, dass Frauen sich Jobs holen, in denen sie gleich viel verdienen wie Männer. Gibt inzwischen genügend Studien, die besagen, dass bis zum ersten Kind keine Gender Pay Gap existiert, sondern erst durch die Karenzzeit und die Teilzeit für Kindererziehung die Gender Pay Gap entsteht.

Davor existiert sie nicht, wenn man tatsächlich gleiche Arbeit vergleicht.

Was davor allerdings stark existiert, ist der Unterschied, dass Frauen sich Jobs aussuchen, die ihnen Sinn stiften und ihnen Freude machen, während Männer Jobs suchen, die Geld bringen.

Es arbeiten nicht zum Spaß an der Freude so viele Männer in IT, BWL, Jus, Bau, Müllabfuhr, Logistik usw., sondern deswegen, weil es Geld bringt.

Weil ohne gutem Gehalt kriegt man als Mann keine Frau und keine Familie.

Als Frau hingegen ist ein gut bezahlter Job oft nicht relevant. Der ist ja eh dahin, sobald man Kinder kriegt.

aber im Kern ist das vorgeschoben, denn für gutverdienende Familien wäre es kein Problem, für die Elternzeit zu sparen oder den eigenen Lebensstandard zu hinterfragen.

Dieser Punkt ist noch mal konkret kritisch zu hinterfragen. Ich hab dazu keine Statistiken, aber in jeder einzelnen Familie die ich kenne, sind die Frauen die Treiber des Lebensstandards. Alle Männer, mit denen ich bislang darüber geredet habe, würden auch mit deutlich weniger Lebensstandard auskommen, aber ihre Frauen nicht.

Und deswegen wird es, insbesondere für die Frauen, eine direkte Abwägung: Will ich lieber jetzt einen guten Lebensstandard haben, und dafür eventuell in der Zukunft etwas weniger, oder lieber anders rum?

Und wer weiß, wie die Zukunft so oder so aussieht?

[–] tryptaminev@feddit.de 7 points 1 year ago (10 children)

Die 50er lassen grüßen. " Frauen sind natürlich selbst schuld, dass sie durchs Kinderkriegen beruflich benachteiligt sind, aber das ist ja egal, weil sich Frauen eh nur gutverdienene Männer suchen"...

Merkste selber?

[–] squaresinger@feddit.de 1 points 1 year ago (9 children)

Es wär schön, wenn Leute die Posts, auf die sie antworten, auch lesen und verstehen versuchen, bevor sie posten. Aber bei so emotionalen Themen ist das wohl zu viel verlangt.

Ich habe explizit die Motherhood Pay Gap (=Benachteiligung durchs Kinderkriegen) angesprochen.

Im Artikel "löst" die Autorin das Problem, indem sie schreibt, Frauen sollen sich doch Männer suchen, denen Geld und Lebensstandard nicht so wichtig sind, und die gern in Karenz gehen.

Das geht aber nur dann, wenn die Frauen sich genügend selbst um das Geld kümmern, dass sich das finanziell ausgeht. Oder wenn ihnen selber der Lebensstandard so wurscht ist, dass sie da starke Einbußen hinnehmen wollen.

Wenn der Mann 75% des Haushaltseinkommens verdient, dann ist recht klar, wer in Karenz geht. Wenn die Frau hingegen 75% des Haushaltseinkommens verdient, oder auch nur 50%, dann schaut es ganz anders aus.

Aber Frauen wählen tendenziell Berufe, bei denen sie schon vor dem Kinderkriegen finanziell deutlich schlechter da stehen, was es nur bei sehr gut betuchten Paaren möglich macht, dass der Mann auch in Karenz geht.

Wir haben hier eine Kette an Kausalitäten:

Frauen arbeiten in schlecht bezahlten Frauenjobs -> Kind kommt, Frau geht in Karenz, weil finanziell besser -> Frau fällt durch Karenz und Teilzeit im Gehalt weiter runter -> Frau hat nach Scheidung/Tod des Partners/in Pension finanzielle Probleme.

Aber wo kommt der erste Schritt in dieser Kette her? Warum gehen Frauen sehenden Auges überwiegend in schlecht bezahlte Jobs, selbst wenn diese Jobs ein Studium benötigen? Warum studieren Frauen (österreichische Situation) auf Master um dann mit €2500 anzufangen, wenn sie mit einem IT-Master bei €4000 einsteigen können? Und das ist durchaus der Punkt, wo die Frauen selbst was ändern könnten, es aber konsistent nicht tun.

[–] Helluin@feddit.de 3 points 1 year ago (1 children)

Warum gehen Frauen sehenden Auges überwiegend in schlecht bezahlte Jobs, selbst wenn diese Jobs ein Studium benötigen?

hmmm ja woran könnte es liegen, vielleicht solltest du dir mal die geschichte des informatikberufs anschauen der recht gut verdeutlicht dass sobald es in einem feld geld zu verdienen gibt bzw. der beruf gesellschaftlich besser angesehen wird frauen einfach verdrängt werden.

[–] squaresinger@feddit.de 1 points 1 year ago (1 children)

Wer verdrängt sie denn? Also nicht vor 40 Jahren, sondern jetzt und heute?

Bitte mit konkreten Beispielen, wie z.B. die Politik und/oder große Firmen systematisch versuchen, Frauen nicht in die IT zu bringen.

[–] Helluin@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)

und/oder große Firmen systematisch versuchen, Frauen nicht in die IT zu bringen.

ist die frage ernst gemeint? wenn ja wie gesagt schau dir mal gerade die 60/70er an da wurde informatik erst zum "männerfach" vorher waren das fast alles frauen.

[–] squaresinger@feddit.de 1 points 1 year ago (1 children)

Ja und? Ich komme zu der Frage zurück: Zumindest hierzulande gibt es seit mindestens 15 Jahren große Programme um Frauen in die IT zu bekommen. Die kriegen Bildungsstipendien, die man als Mann nicht kriegt. Es gibt in jeder Uni eine eigene Stelle, deren einziger Zweck es ist, Frauen, die IT (und ähnliche "Männerberufe") studieren, zu helfen, durch die Uni durch zu kommen.

Quasi jede große Firma sucht verstärkt Frauen in IT-Berufen um sich dann mit der Diversität schmücken zu können.

Trotzdem bleibt der Frauenanteil marginal.

Jetzt will ich wissen, wer genau verhindert, dass Frauen hierzulande IT studieren und einen Job in der IT bekommen? Und zwar jetzt, und heute, und nicht in den 60ern/70ern.

[–] Helluin@feddit.de 3 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Zumindest hierzulande gibt es seit mindestens 15 Jahren große Programme um Frauen in die IT zu bekommen

das hat doch aber hauptsächlich kulturelle gründe, überall wird frauen erzählt dass informatik eher ein männerding ist. die gesammte kultur ist extrem männlich geprägt natürlich fühlen sich da frauen nicht angesprochen, dazu kommt dass der frauenanteil ja steigt, dauert nur ne weile. wie willst du sonst erklären dass mitte des letzten jahrhunderts IT quasi nur aus frauen bestand und damals sogar gesagt wurde dass frauen von natur aus besser in Informatik/Mathematik sind weil sie besseres analytisches verständniss haben.

[–] squaresinger@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)

Ja, und wer genau verhindert jetzt, dass Frauen in die IT gehen? Außer den Frauen, die nicht in die IT gehen?

damals sogar gesagt wurde dass frauen von natur aus besser in Informatik/Mathematik sind weil sie besseres analytisches verständniss haben.

Das muss man da allerdings böserweise noch relativieren. In den 60ern war das Berufsbild sowohl des Programmierers als auch des Mathematikers ein ganz Anderes. Das Berufsbild damals entspricht eher dem Compiler und dem Taschenrechner von heute.

Algorithmen und Programme erstellen war Job der Wissenschaftler, während Programmierer die Programme in Maschinencode übersetzt, auf Lochkarten gestanzt und dann damit den Computer programmiert haben.

Die Hauptaufgabe der Mathematiker war vor der weiten Verbreitung von elektronischen Rechnern auch das Rechnen, nicht die theoretische Mathematik.

Mit zunehmender Komplexität hat sich die Aufgabe der Programmentwicklung von der Mathematik abgespalten, weswegen das der Job der Programmierer geworden ist. Gleichzeitig ist die ursprüngliche Arbeit des Programmierers (kompilieren, stanzen, programmieren) durch Verbesserungen in der Technologie komplett weggefallen.

Das Gleiche ist bei den Mathematikern passiert, bei denen die gesamte Rechenarbeit inzwischen vom Computer übernommen wird, so dass nur mehr die "höheren Schichten" der Mathematik übrig geblieben sind.

Wenn du vor 100 Jahren einen Mathematiker engagiert hast, dann hat der vielleicht ein paar Prozent seiner Arbeitszeit mit dem verbracht, was wir heutzutage als Mathematik bezeichnen, und den Rest der Arbeitszeit war Rechnen.

[–] Helluin@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)

Ja, und wer genau verhindert jetzt, dass Frauen in die IT gehen? Außer den Frauen, die nicht in die IT gehen?

natürlich wird das denen von keinem verboten aber du kannst doch nicht behaupten dass die gesellschaft da keinen einfluss drauf hat? wenn dir deine gesammte kindheit eingeredet wird dass computer oder mathe "männerzeug" sind darfst du doch nicht wundern wenn frauen da von vornherein eine abneigung gegen haben.

In den 60ern war das Berufsbild sowohl des Programmierers als auch des Mathematikers ein ganz Anderes

natürlich, trotzdem war es deutlich näher an dem was heutzutage in der informatik abgeht als klassische Frauenberufe z.b. die pflege

[–] squaresinger@feddit.de 1 points 1 year ago (1 children)

natürlich, trotzdem war es deutlich näher an dem was heutzutage in der informatik abgeht als klassische Frauenberufe z.b. die pflege

Es ist vielleicht nicht näher als die Pflege, aber es ist extrem nahe zu anderen klassischen Frauenberufen wie z.B. Sekretärin oder Sachbearbeitern. Die machen heutzutage kaum was Anderes als die Programmiererinnen in den 60ern. Sie nehmen Daten, wandeln sie mechanisch um und geben sie an der richtigen Stelle ein.

natürlich wird das denen von keinem verboten aber du kannst doch nicht behaupten dass die gesellschaft da keinen einfluss drauf hat? wenn dir deine gesammte kindheit eingeredet wird dass computer oder mathe “männerzeug” sind darfst du doch nicht wundern wenn frauen da von vornherein eine abneigung gegen haben.

Ja, hat aber trotzdem nichts mit zu tun, ob sie den Job ausüben können oder nicht. Wenn Frauen sich für schlechtbezahlte Berufe entscheiden, weil ihnen wichtiger ist, wie das Berufsumfeld und die Tätigkeit sind, als wie die Bezahlung ausschaut, dann ist das legitim. Aber dann hat man auch gleich den Grund, warum sie weniger verdienen als ihre Partner und warum sie dann im Endeffekt eher die Karenz übernehmen.

[–] Helluin@feddit.de 1 points 1 year ago

Ja, hat aber trotzdem nichts mit zu tun, ob sie den Job ausüben können oder nicht

dir ist schon bewusst was strukturelle diskriminierung bedeutet?

weil ihnen wichtiger ist, wie das Berufsumfeld und die Tätigkeit sind, als wie die Bezahlung ausschaut

wieso sollte das so sein? das ist halt erstmal nur ne behauptung von dir die empirisch nicht so zu sehen ist.

Aber dann hat man auch gleich den Grund

was wahrscheinlich auch der grund ist wieso du diese seltsamen annahmen so gerne hast, dann brauchste dir auch keine gedanken machen ob das nicht eventuell doch ungerecht ist.

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